Die Pflege einer/eines Angehörigen mit Demenz ist eine Zeit mit Höhen und Tiefen
80% aller pflegebedürftigen Personen in Österreich werden von ihren Angehörigen gepflegt. Die Pflege eines Angehörigen kann sehr erfüllend sein. Aber sie kann auch mit großen Herausforderungen einhergehen, denn sie erfordert ein umfangreiches Wissen und immense Resilienz. Anders als bei der professionellen Pflege gibt es hier keine emotionale Distanz – das macht die Pflege intimer, persönlicher, näher, aber gerade dadurch kann es auch umso mehr belasten und frustrieren.
Achten Sie auf Ihre Kraftreserven - nur so können Sie etwas abgeben!
Pflegende Angehörige haben oft das Gefühl, rund um die Uhr für die betreute Person da sein zu müssen. Dies birgt das Risiko, dass die eigenen Bedürfnisse immer weiter zurückgestellt werden. Aber das kann gefährlich sein: niemandem ist geholfen, wenn die pflegende Person dauerhaft an ihren Grenzen und darüber hinaus ist. Nur wer selbst genug Kraft und Stärke hat, kann anderen davon etwas abgeben.
Es ist darum nicht eigennützig, auf das eigene Wohlbefinden zu achten, Freund*innen zu treffen, sich auszutauschen – es ist immens wichtige Selbstfürsorge, die die Sorge für andere erst möglich macht.
Tauschen Sie sich aus
Nutzen Sie Gespräche mit einer Ärztin oder einem Arzt, einer Therapeutin oder einem Therapeuten. Wenden Sie sich an die Demenzservice-Mitarbeiter*innen der Volkshilfe in Ihrem Bundesland. Auch Gesprächsgruppen für pflegende Angehörige bieten die Möglichkeit, die eigene Situation zu reflektieren und Anregungen zur Gestaltung des Pflegealltags zu bekommen.
Gönnen Sie sich eine Auszeit
Jeder Mensch braucht von Zeit zu Zeit Urlaub, Erholung und Abwechslung vom Alltag. Urlaub bietet die Chance, sich körperlich und seelisch zu erholen und neue Kraft zu tanken.
Wird eine Auszeit nötig, sollte die Familie gemeinsam nach einer Vertretung suchen. In Frage kommen beispielsweise andere Angehörige oder Freund*innen, aber auch ein ambulanter Pflegedienst oder eine nahe gelegene Pflegeeinrichtung, wo pflegebedürftige Familienmitglieder während eines Urlaubes gut betreut werden.
Auch wenn es pflegenden Angehörigen nicht leichtfällt, sich Auszeiten zu gönnen, so ist zu bedenken, wie wichtig Erholungsphasen für Ihr Wohlergehen und Ihre Gesundheit sind. Denn nur gesunde und ausgeglichene Menschen können fürsorglich und liebevoll pflegen.
Trauen Sie sich, die Situation zu überdenken
Wenn Sie jedoch merken, dass Sie regelmäßig mit Ihren Kräften am Ende sind, scheuen Sie sich nicht, gemeinsam mit ihren Angehörigen nach neuen Lösungen zu suchen. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie in regelmäßigen Abständen eine Heimhilfe oder ein mobiler Pflegedienst zu Hause unterstützt. Vielleicht können andere Familienmitglieder, Freund*innen oder Nachbar*innen der gepflegten Person die Pflege mittragen. Oder vielleicht ist es die richtige Entscheidung, einen Platz im Pflegeheim zu beantragen. Die Entscheidung, von wem und wie lange die Pflege zu Hause durchgeführt wird, ist in jedem Fall individuell und kann nur innerhalb der Familie getroffen werden – lassen Sie sich dabei nicht von außen beeinflussen oder gar unter Druck setzen.